Auch dieser Text erschien als LinkedIn-Update.
Was bekommt man, wenn man 250+ Studierende regelmäßig für mehrere Stunden in mäßig belüftete Räume steckt?
Eine Menge kranke Studierende. Corona, Magen-Darm, Grippe, Erkältung – für jeden ist was dabei. Mich hatte es auch erwischt, deswegen gibt’s dieses Update eine Woche später als geplant.
Wie im letzten Update angekündigt, geht’s diesmal ums Geld. Oder genauer gesagt: darum, was die BA mir (und 250+ anderen Studierenden allein in Schwerin) bezahlt, damit wir drei Jahre lang abwechselnd Theorie- und Praxistrimester absolvieren.
Kurz und knapp:
1.895 € Ausbildungsvergütung (AN-Brutto) im Monat.
290 € Wohnungsgeldpauschale im Monat für Theorietrimester, in denen uns kein Zimmer auf dem Campus gestellt wird.
140 € Reisekosten- und Trennungsgeld.
Dazu kommt ein optionales Jobticket (Deutschlandticket, 50 % übernimmt die BA, der Rest wird direkt vom Gehalt abgezogen).
Ab dem 01.05.2026 tritt ein neuer Tarifvertrag in Kraft – dann gibt’s 1.925 € monatlich.
30 Tage Urlaub, 39-Stunden-Woche, es gilt der TVN-BA (Tarifvertrag für Nachwuchskräfte).
Davon gehen die üblichen Abgaben (Lohnsteuer, Kranken-, Pflege-, Renten-, Arbeitslosenversicherung) weg. Ein kleiner Teil fließt außerdem in die VBL-Betriebsrente.
Unterm Strich bleiben mir aktuell rund 1.615 € netto.
Soweit ich gehört habe, liegen die meisten Kommiliton:innen im gleichen Rahmen, plus/minus 30 €.
Das finde ich persönlich in Ordnung – ziemlich gut sogar. Als ich den Vertrag bei der Unterzeichnung vor mir liegen hatte und ihn das erste Mal vollständig durchlas, musste ich mehrfach laut lachen. Der ist so … nett. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.
Klar, ich verdiene deutlich weniger als früher – 2011 bei Bigpoint lag ich schon drüber. Aber dafür werde ich hier bezahlt, um zu lernen. Und das ist schon ziemlich nice.
Trotzdem zahle ich drauf – und das liegt daran, dass ich doppelt Miete bezahle.
Ein kurzer Exkurs:
Der HdBA-Standort Schwerin war nie auf so viele Studierende ausgelegt. In den vergangenen Jahren wurde nach und nach die Zahl der Nachwuchskräfte erhöht, bis man das aktuelle Maximum erreichte.
Die früheren Jahrgänge bekamen ab dem dritten Theorietrimester ein Zimmer auf dem Campus, die ersten beiden mussten privat wohnen. Dieses System wird nun, nach langer Diskussion, umgestellt. Ab Jahrgang ’27 stellt die Hochschule in den Trimestern 1–4 Campuszimmer bereit; für 5 & 6 müssen sich die Studierenden dann selbst etwas suchen.
Mein Jahrgang und der Jahrgang ’26 fallen genau in die Übergangszeit. Wir bekommen in den Theorietrimestern 1, 2, 5 und 6 keine Campuszimmer – nur (voraussichtlich) in Trimestern 3 und 4. Die Info kam nach Vertragsunterzeichnung, aber noch vor Studienbeginn.
Dass man sich selbst um Unterkünfte kümmern muss, ist also nicht neu. Nur im Detail hat sich etwas verschoben. Schwerin hat sich auf die Studierenden eingestellt – allerdings nicht unbedingt positiv. Vermieter:innen winken ab, sobald man „HdBA“ sagt. Mieten steigen, teils für ziemliche Bruchbuden. Viele verlangen lange Laufzeiten oder Mindestmietzeiten.
Ich zahle 790 € im Monat für meine kleine Dachgeschosswohnung. Dafür bin ich nach vier Monaten wieder raus. Eine Kommilitonin zahlt 980 €, eine andere wohnte den ersten Monat im Hotel, weil sie nichts fand. Einige mussten gleich für drei Jahre mieten – günstiger pro Monat, aber mit Möbelkauf und Nebenkosten. Viele möblierte Wohnungen haben keinen Backofen und nur das Nötigste. Ich esse meinen Salat aus dem großen Kochtopf, der zugleich mein einziger Kochtopf ist.
Und es sind nicht nur die Mieten. Eine Kommilitonin zahlt 130 € im Monat für ihren Pkw-Stellplatz außerhalb der Innenstadt. So summiert sich das schnell.
Natürlich betrifft das nicht alle. Viele Jüngere wohnen noch bei den Eltern, andere hatten Glück mit WG-Zimmern. Für manche ist die Vergütung mehr, als sie je verdient haben – was völlig okay ist.
Ich schreibe hier nur aus meiner Perspektive. Und da zahle ich drauf. Dieses duale Studium ist ein Luxus, den ich mir leiste(n kann).
Wie schon im letzten Update gesagt, wachsen aber Zweifel, ob das eine gute Entscheidung war. Je mehr Einblicke wir in den Berufsalltag bekommen, desto weniger passend erscheint das Ganze für mich. Überlastungsanzeigen, Personalmangel, 400 Kund:innen parallel, Mängelverwaltung, Arbeiten nach Schema, die Frage, wen man gar nicht erst einlädt, um Kapazitäten zu sparen.
Wir wurden mehrfach darauf hingewiesen, dass wir nach dem Studium erst einmal zwei Jahre „an der Front“ Dienst machen müssen, bevor es vielleicht besser wird. Und selbst wenn es besser wird – es bleibt eine Verwaltung: groß, starr, langsam.
Manche spekulieren, ob wir zur Umsetzung einer möglichen Bürgergeldreform direkt von der Uni abgezogen werden könnten, um dort auszuhelfen, wo Personal fehlt.
Es ist gut, dass uns kein Bild in Regenbogenfarben gemalt wird. Und viele Mitstudent:innen bleiben unbeeindruckt von solchen Praxisberichten. Aber für mich stellt sich die Frage, ob ich die richtige Entscheidung getroffen habe.
Für den Moment konzentriere ich mich darauf, zu lernen, meine Klausuren ordentlich zu schreiben und dann ins Praxistrimester zu gehen. Ob und wie sich die düsteren Prognosen bewahrheiten, werde ich früh genug sehen.
Vielleicht finde ich bei der BA doch eine Funktion, eine Nische, eine Aufgabe, die passt – und sich sinnvoll anfühlt.
Im Moment bin ich da vorsichtig optimistisch. Oder skeptisch hoffend, je nachdem, wie man’s dreht.